Tagebuch

Freitag, der 22. Juli 2005
Das Wochenende von Rosa, Uschi und Franziska K. bei Rosa und Vicky
Uschi und ich hatten das Glück an einem Wochenende in zwei Familien wohnen zu dürfen, da Vicky und Rosa beide angeboten hatten Gäste aufzunehmen. Die erste Nacht verbrachten wir zunächst bei Vicky. Wir wurden herzlich von ihren Eltern empfangen und zum Abendessen ins Wohnzimmer gebeten. Wir nahmen auf den Sofas Platz und schauten uns erst einmal um. Trotz der kleinen Größe des Hauses und der einfachen Einrichtung ist in beiden Familien aufgefallen, dass die Stereoanlage und der Fernseher mit DVD- Player nicht fehlen darf. Ein bisschen verloren allerdings wirkte der Kronleuchter unter dem Wellblechdach. Zu essen bekamen wir natürlich etwas typisch südafrikanisches: Pab mit Tomatensoße und Lammfleisch. Ganz anders war, dass man sich am Tisch in einer Schüssel die Hände waschen musste, damit sie sauber sind bevor man sie in Pab und Fleisch eintauchen kann. Als Verdauungsspaziergang bot uns Vickys Vater an eine Runde um den Block zu machen. Uschi und ich waren erst skeptisch, ob wir uns als Weiße im Dunkeln auf die Straße trauen könnten, doch stellte sich diese Sorge als falsch heraus. Wir hatten ja einen ortskundigen Begleiter dabei, der uns versicherte keine Bedenken haben zu müssen. In der Shebeen an der nächsten Ecke(eine Art Kneipe), in die uns Vickys Vater führte bekamen wir sogar das Gefühl wirklich Willkommen zu sein. Wir wurden von einer fremden Frau mit offenen Armen begrüßt, zum Tanz aufgefordert und in Gespräche verwickelt. Sie wollte uns gar nicht gehen lassen und versicherte uns als ihre Töchter ins Herz geschlossen zu haben. Nach diesem kleinen Ausflug fielen wir müde in die Betten, da der nächsten Tag wieder früh beginnen sollte. Wir wurden zu einer Beerdigung mitgenommen, die in einer African Gospel Church stattfand. Allein der Name lässt schon vermuten, dass der Ablauf anders sein wird als in einer deutschen Gemeinde. Richtig. In der Kirche angekommen, schall uns laute Musik und Gesang entgegen, der sich nicht traurig sondern sehr fröhlich anhörte und eher zum Tanzen und Mitsingen aufforderte als zur Trauer. Wir sollten noch merken, dass nicht der Tod des Verstorbenen betrauert wird, sondern das Leben rückblickend gefeiert wird. Diese außergewöhnliche Stimmung war anfangs sehr mitreißend und berührend, doch nach knapp drei Stunden fehlte uns die Ausdauer, da die Predigten in einer beängstigenden Lautstärke in zulu und sotho. Für uns also unverständlich. Die eigentliche Beerdigung fand dann auf einem riesigen Friedhof statt, der mit Bussen, Autos und Menschen überflutet war. Vervollständigt wurde der trostlose Anblick durch die fehlenden Bäume und Blumen auf den Gräbern, wie wir es kennen.