Tagebuch

Freitag, der 22. Juli 2005
Das Wochenende von Selina und Anna bei Tshego
Als wir in Protea angekommen sind, kam es uns so vor als ob wir Tshego nie verlassen hätten, tatsächlich wurden wir aber von ihrer Zwillingsschwester Tshepi herzlich begrüßt. Auch vom Rest der Familie, ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester, wurden wir gut aufgenommen. Kurz danach kam es für Anna zu einem erfreulichen Wiedersehen und für die anderen zu einer neuen Bekanntschaft, als Koki aus Pretoria dazukam. Wir waren gleich von der Herzlichkeit überrascht, mit der die Afrikaner mit ihren Gästen umgehen. Den weiteren Abend haben wir mit Reden verbracht, bis wir irgendwann vollkommen erschöpft in unsere Betten (ja, endlich wieder RICHTIGE Betten) gesunken sind. Am nächsten Tag sind wir zu Thabile gegangen, die Hanna, Tina und Anne beherbergt hat. Mit ihnen zusammen sind wir nach Newtown gefahren. Tshepi konnte leider nicht mitfahren, sie hatte in der Kirche zu tun. Unser erstes aufregendes Erlebnis begann mit einer südafrikanischen Taxifahrt, die mehr an eine Busfahrt erinnerte, in die Stadt hinein. Nein, es ist nicht so, dass man Taxistände hat, man stellt sich an den Straßenrand, die Taxis hupen wenn sie noch Platz haben und je nachdem, welchen Finger man zeigt, deutet man die Richtung an, in die man fahren möchte. Und die ganze 20minütige Fahrt für weniger als einen Euro pro Person. In der Innenstadt angekommen, sind wir erst ins Museum gegangen, wo wir Tankiso, Thabang, David und Emanuel getroffen haben. Dann ging es weiter auf den Flohmarkt, Zeit zum Souvenirshoppen. Hinterher waren wir Mittagessen in einem Fastfoodrestaurant. Frisch gestärkt waren wir oben im „Top of Africa“, dem ehemals höchsten Gebäude Südafrikas. Von dort konnten wir das Rugbyspiel Südafrika gegen Australien sehen, oder zumindest seine Zuschauer. Aber hey, immerhin waren wir keinen Kilometer Luftlinie von Nelson Mandela entfernt. Auf dem Rückweg im Taxi hat Selina ihren Charme versprüht und Teile der hiesigen Männerwelt bezaubert. Ein fünfjähriger Junge war so von ihr hingerissen, dass er laut verkündete, er werde sie heiraten. Leider diese Romanze nur die Taxifahrt lang, Telefonnummern wurden nicht ausgetauscht. Zu Hause wurde wieder mit einem typischen afrikanischem Essen (mit den Fingern) auf uns gewartet. Auch dieser Abend klang wieder mit netten Gesprächen aus, diesmal nicht ganz so spät, weil am nächsten Tag ja Kirche war. Ein dreieinhalb Stunden Gottesdienst, wie wir dort feststellen konnten, mit ungefähr 1500 Besuchern. Ein Gospelgottesdienst, wie er im Buche steht, mit viel Tanz und Gesang und einer anderthalb Stunden Predigt, die aus vielen Wiederholungen, eindringlichen Rufen und einer Synchronübersetzung in Zulu bestand. Fazit: sehr schwer, die ganze Zeit konzentriert zu bleiben. Nach der Kirche und dem Mittagessen sind wir zum YA in Shovela gefahren und haben die Zeit mit vielen Spielen und Singen verbracht. Dann ging es gegen 17 Uhr zurück, ins YA nach Dube. Dort wurden wir von vielen spielenden Kindern und lange voneinander getrennten Gruppenmitgliedern begrüßt. Das Erfahrungsaustauschen ließ natürlich nicht lange auf sich warten.