Tagebuch

Dienstag, der 31. Juli 2001
Nach 3 wundervollen Wochen mussten wir heute von all den lieben Menschen, die wir hier kennen gelernt hatten Abschied nehmen und Albany verlassen.
Der Abschied

Heute war für mich alles irgendwie ganz anders...noch viel "anderser", als es sonst schon ist und war...mit einem male wacht man auf und man weiß, dass im south end jetzt definitiv alles vorbei ist...der tag und die ungefähre zeit waren schon länger bekannt, trotzdem fühlt es sich real doch ganz anders an...mittlerweile wache ich schon gerne hier auf...vielleicht hab ich auch einfach keine lust zu packen bzw. viel zu viel kleidung für einen nicht dafür angepassten koffer...gedanken in meinem kopf an die menschen hier in albany...es ist noch soviel ungeklärt...ich erinnere mich an den nachmittag, an dem ich ganz einfach frei nahm, um ruhe und ablenkung zu finden...die lark-street lag vor mir und ich war voller elan...ruhe wollte ich in einem cafe`finden, wo ich mein buch zu ende lesen und ganz entspannt milchkaffe schlürfen wollte...erstens kam es anders und zweitens als man denkt...als deutsche enttarnt wurde ich eine stunde unterhalten und die ruhe verflog...das einzig positive war, dass der cafe`-inhaber mir alles spendierte...später beim shoppen hat mir jemand ein t-shirt geschenkt, auf dass ich im wohlgelobten germany werbung für ihn machen solle...naja, auch sonst blieb man in unseren straßen nie anonym...gemischte gefühle hatte ich immer, wenn ich die clinton-street abwärts nach hause lief...angst, wenn dunkle gestalten (dunkel nicht wegen der hautfarbe) aus verruchten ecken hervorkrochen...aber auch freude, wenn ich stehen blieb und die zeit und muße für ein gespräch fand...die grenzen zwischen uns und den einheimischen waren, nicht wie in südafrika, abgesteckt und das war das problem...ich wusste nie so richtig woran ich bin...das ist mir erst heute bewusst geworden...als wir alle verabschiedeten wurde mir klar, wie sehr sie mir doch ans herz gewachsen sind...wenn Cynthia weint, schwarze jungs uns ihre liebe gestehen und ein kleiner Lester völlig neben sich steht, dann muss man einfach mitgenommen sein...für uns ist es viel leichter abschied zu nehmen, weil wir in geordnete verhältnisse zurückkehren...ich wollte sie nicht zurücklassen...wir haben zwar ein zeichen gesetzt, aber es hat nicht jeden erreicht...hoffen können wir "nur" auf eine handvoll amerikaner, die unsere botschaft weitertragen...heute weiß ich John`s arbeit zu schätzen...ich finde keine passenden worte für das, was er jeden tag im south end vollbringt...manch einer sollte sich ein stückchen von ihm mitnehmen...DANKE John an dieser stelle-für den selbstlosesten pfarrer, den ich je kennenlernen durfte...wir haben ihn für ein paar wochen unterstützt und ein wenig für sein werk getan...ein spruch: "manchmal ist die/der einzige nur die/der erste"...

Ulla