Tagebuch

Sonntag, der 15. Juli 2001
Am Abend erzählte uns John von seiner Arbeit im South-End.
John´s Bericht über die Verhältnisse in South End

Sonntag abend haben wir von John einen Vortrag über die Amerikaner hier in South End bekommen, da in unserer Gruppe eine negative Stimmung in Bezug auf die Amerikaner herrschte.
Wir waren nämlich alle ziemlich enttäuscht, dass sie sich kaum blicken ließen und das auch niemand von ihnen am Samstag mit zum Saratoga-Lake mitgefahren ist. Bei solchen Verhältnissen kam ganz leicht der Gedanke auf, dass sie nichts mit uns zu tun haben wollten und das keine Gruppe aus weiß und schwarz entstehen kann. Somit war Johns Bericht ein wichtiger Schritt um unser Verständnis für die Verhältnisse hier im Viertel zu bekommen, denn John sah das ganze überhaupt nicht negativ wie wir.
Er war von seinen Jugendlichen begeistert, dass sie überhaupt so weit aus sich gekommen sind.Ein besonderes Ereignis war es auch für ihn zu sehen, dass alle Jugendlichen am Mittwoch erschienen sind um uns willkommen zu heißen. Dieses Ereignis und die Situation am Donnerstag, dass sie alle mitgemacht haben um kleine Gruppen mit uns Weißen zu bilden und uns dann gegenseitig vorzustellen waren für John positive Erfahrungen, die er hier sonst nicht mit seinen Jugendlichen erlebt.
Normalerweise würden die Schwarzen aus diesem Viertel sich nämlich nicht mit Weißen abgeben, um zusammen mit ihnen zu arbeiten und zu Kommunizieren. Der Grund dafür liegt darin, dass sie in ihrer Vergangenheit negative Erfahrungen gemacht haben und somit Angst haben, wobei die jungen Männer hier noch ängstlicher als die Mädchen oder jungen Frauen sind.
Hinzu kommt, dass die jugendlichen hier kaum Möglichkeiten auf eine bessere und vielversprechende Zukunft haben. Da sie Probleme beim Lesen und Schreiben haben, haben sie auch kaum Chancen Arbeit zu bekommen. Somit entsteht eine Gefälle zwischen ihnen und uns, woraus Angst vor uns resultiert.
Ein weiterer Unterschied zwischen uns und ihnen ist, dass wir Erfahrungen mit Gottesdiensten haben, während 75% von ihnen überhaupt keine Beziehung zur Kirche haben.
Somit gibt es also Unterschiede im sozialen, in der Ausbildung und im Verhältnis fürs geistliche. Dies alles zusammen führt für sie zu einer großen Kluft, die sich nicht so leicht überwinden lässt. Aber das ist noch nicht alles, denn hinzu kann man auch noch die Armut in der sie leben, die rassischen Erfahrungen, die sie in ihrem Leben bisher gemacht haben und die Familienprobleme ( fast alle schwarzen Familien sind zusammengebrochen) zählen.
Somit sollten wir uns nicht über das ärgern, was sie nicht machen, von dem wir von uns ausgesehen ausgehen, da es für uns ganz natürlich ist, sondern wir sollten für jeden kleinen Schritt den sie dann aber in unsere Richtung machen froh sein . Jede Kleinigkeit,die sie tun und die geschieht ist mehr Wert als eir uns vorstellen können. Wir können also unseren guten Willen und unsere guten Absichten zeigen und hoffen, dass sie das erkennnen, um dann ihre Ängste zu überwinden und auch einen Schritt auf uns zu zugehen.
Johns arbeit:
John arbeitet jetzt seit 35 Jahren hier in dieser Gemeinde mit schwarzen zusammen was sonst kaum ein anderer macht.
Er ist durch seine Kontakte zu Höheren in der Lage den Menschen hier zu helfen, insbesondere vor Gericht. Somit muss er auch nicht unbedingt Angst davor haben, dass sie gegen ihn vorgehen, da er ihnen vielleicht gerade im nächsten Moment aus einer Krisensituationen heraushelfen kann.
Johns Arbeit ist aber keine Tätigkeit mit großen Erfolgen, sondern eher mit kleinen oder aber auch mit großen Rückschkägen. Er muss mit der Situation ferig werden, dass zum einen einege der Jugendlichen hier Missbraucht worden sind und zum anderen, dass viele von ihnen in ihrem Leben schon einmal dumme Sachen gemacht haben. Zu den schwierigen Verhältnissen hier in South End mit denen John in seiner Arbeit fertig werden muss zählen auch. Also ist unsere Zusammenarbeit mit ihnen ein erster Schritt für sie eine neue positivwe Erfahrung in ihrem sonst eher dunkel beschatteten Leben zu machen.