Tagebuch

Donnerstag, der 11. August 2011
Der vorletzte Arbeitstag - the day before the last working day

German:

 

So viel Tumult wie heute hatten wir die ganzen Tage zuvor noch nicht auf unserer Baustelle gehabt. Denn abgesehen von unserer Worker-Group, fand sich rege Unterstützung, durch die Herrnburger Jugend und ein paar Neulinge, welche zu unserem Projekt dazu gestoßen sind. Hendrik, André, Cedric und Waldi waren eine wirkliche Hilfe bei der Fertigstellung unseres Regenbogens, doch leider mussten die beiden Letzteren uns schon am selben Tag wieder verlassen. Dank dieser großartigen Unterstützung war es uns möglich mit all der Arbeit fertig zu werden, die heute anstand.

            Den Großteil der Zeit verbrachten wir damit die Unmengen neuen Sandes auf die Fläche um den Regenbogen zu verteilen (über ein Dutzend Lastwagen voll !!!). Zahllose Hände schnappten sich Schaufel und Spaten, um des Sandes Herr zu werden. Zeitgleich war ein Teil von uns damit beschäftigt die Begrenzung, welche aus Baustämmen und Steinen besteht, zu erstellen. Insbesondere die Steine stellten uns vor so manch eine Herausforderung, denn wie wir feststellen mussten, waren diese ziemlich schwer, sodass es stets mehrerer starker Arme bedurfte, um diese an die gewünschte Stelle zu positionieren. Der Regen, der wieder einmal den gesamten Tag lang anhielt, erleichterte unsere Arbeit nicht gerade. Die Steine wurden glatt und oft fanden die Hände keinen Halt, der Sand wurde nass und schwer und der Matsch unter unseren Füßen erschwerte es uns, einen sicheren Stand zu behalten. Zudem war es nur durch eine aufgespannte Plane über dem Regenbogen möglich, diesen wenigstens Ansatzweise zu streichen.

            Neben den Arbeiten am Regenbogen, ging auch die Arbeit am „Gate of Hope“ voran. Unsere Culture-Group befestigte den Großteil der „Hoffnungsträger“ (Tonfliesen), welche wir in der letzten Woche gestaltet hatten.

            Trotz des schlechten Wetters waren alle gemeinschaftlich bei der Arbeit und wir hatten zusammen eine Menge Spaß. Besonders die Maler unter uns sahen aus, als hätten sie sich selbst als Pinsel zur Verfügung gestellt.

            Von einem „Paparazzi“ wurden wir unterdessen auch noch heimgesucht. Eine Reporterin von der evangelischen Kirchenzeitung interviewte einige von uns und machte sich ein Bild über unser Projekt.

 

 

Zum Schluss hatten wir heute ein ganz besonderes Abendprogramm. Zu aller erst wurden wir im Herrnburger Gemeindehaus mit einem herzhaften und sehr leckeren Barbecue willkommen geheißen. Dafür möchten wir uns herzlich bei Siggi und ihren jungen Helfern bedanken. Nachdem unsere Mägen gut gefüllt waren, gingen wir in einen Gottesdienst besonderer Art und zwar ein Bläsergottesdienst. Dabei wurden die Gesänge von einer vier Mann und einer Frau starken Truppe mit ihren Blasinstrumenten begleitet. Besonders einige Stücke als Swing oder Tango zu spielen fanden wir eine sehr originelle Idee.

 

 

Nachdem wir uns vom leckeren Essen erholt hatten, hatten wir Besuch von ein paar ganz speziellen Gästen. Da wir unseren Regenbogen auf dem ehemaligen Mauerstreifen, der West- und Ost-Deutschland trennte, errichten, dachte sich Rolf, dass es bestimmt interessant sein könnte mehr über die Zeit von damals zu erfahren. Zu diesen Zweck arrangierte er ein Treffen mit Menschen, welche uns berichten konnten, wie es war direkt an der Grenze zu leben. Die Erzählungen stammten einerseits aus Eichholz (West), andererseits aus Herrnburg (Ost) und so wie wir gespannt den Zeitzeugen lauschten, so fanden es auch diese interessant zu erfahren, wie es den Menschen auf der jeweiligen anderen Seite der Grenze ergangen ist.

            Unsere Gesprächsrunde war so aufgebaut, dass immer ein oder zwei Zeitzeugen mit einer Gruppe von uns zusammen saßen. Nach zehn Minuten wurde gewechselt, sodass jeder die Chance bekam, mit allen Zeitzeugen in Kontakt zu kommen. Dabei gab uns Rolf jedes Mal eine andere Fragestellung, über die wir uns mit unseren Gästen austauschen konnten.

            Interessant war für viele von uns zu erfahren, dass viele der im Osten lebenden Menschen sich im Alltag gar nicht so eingesperrt fühlten, wie man so oft zu hören bekommt. Nur in der Nähe der Grenze, wurde einem die Teilung wieder bewusster.

            Die Menschen aus dem Westen und dem Osten, welche nahe der Grenze lebten, unterschieden sich nur wenig voneinander, wie uns berichtet wurde. Lebten die Menschen aber tiefer im jeweiligen Teil Deutschlands, so wurden die Unterschiede größer.

            Eine Frau, welche in Eichholz lebte und weiterhin lebt, erzählte von ihren Erfahrungen an der Grenze zu leben und diese zu überqueren, als diese noch geschlossen war. Sie fühlte sich auf Grund der Scheinwerfer und der strengen Kontrollen stets unwohl, doch sobald sie dies hinter sich hatte, fühlte sie sich als wenn sie noch im Westen sein würde – gleiche Bäume, gleicher Himmel und auch die Menschen waren genauso freundlich.

 

 

Da morgen der letzte Arbeitstag vor der Eröffnung unseres Regenbogens bevorstand, gingen wir alle voller Aufregung ins Bett.

 

English:


There was a vivid hurly-burly on our building site today: So many people have never been working at the same time before. The working group was supported by the Herrnburgian youth and some former rainbow builders, named Hendrik, André, Cedric and Waldi. They were of great help! What a pity, Cedric and Waldi had to leave us shortly before lunch. However, thanks to their helping hands we finished all our tasks of today.

Most of our time we spent with shovelling huge amounts of sand on our playground site (a dozen loads of sand). Countless hands helped with spates and shovels to distribute the sand over the playground. At the same time, a crew of rainbow builders arranged big wooden poles and stones around the outlines of our playground. It was especially difficult to arrange the stones because of their heavy weight. Many strong arms were needed to lift and position them. The rain, which was not of great help at all, made the stones’ surfaces slippery to our hands, the soaked wet sand was heavy and the mud under our feet gave us little support. Moreover, our rainbow had to be protected by a large sheet of plastic cover so that we were able to paint it, at least in parts.

We also continued on our Gate of Hope. Our culture group fixed most of our hope tiles which we designed last week.

Despite this bad weather, we had all fun with our teamwork; especially the painters looked as if they themselves were paintbrushes.

We had another visit by a “paparazzi”: a reporter from the Evangelische Kirchenzeitung interviewed some of us and wanted to know everything about our project.

 

At the end of the day we had a special evening program. At first we were welcomed by a hearty and very tasty barbecue, thanks to Siggi and her helpers! After we were full and happy we went over to the church to visit a service accompanied by a brass band. Four men and a woman played for us. We especially liked the church songs played as Tango and Swing.

 

Afterwards we had some special guests. The rainbow is built on the former border between East- and West-Germany, so Rolf thought it would be nice to know more about the time before the reunion. This is why he invited people who could tell how it was to live right next to the border. We heard stories from Eichholz (west) and Herrnburg (east). The contemporary witnesses also listened with interest to the stories of “the other side”.

One or two of the witnesses sat at a table and a couple of us joined them. After ten minutes the witnesses stayed at their table and we moved on to another one, so we got to talk to almost all witnesses. Rolf gave us different questions for each turn.

We found out, that many people living in the east in their everyday life did not feel imprisoned in their own country unless they came close to the German-German border.

There were only little differences between those people living close to the border, be it east or west. The differences were larger the further away they lived from the border.

A woman who has been living in Eichholz for a long time and is still living there reported her experience at the border station. She always felt uneasy because of the spotlights and the strict controls, but as soon as she had crossed to the other side she felt as if she was still in the same country – same trees, same sky, and also friendly people.

 

Excited about our last working day ahead we went to bed with smiles on our faces.